Die Bounce Rate und die Exit Rate sind zwei Standardmetriken, die Sie in den analytischen Berichten verschiedener Plattformen wie Google Analytics, Matomo oder Piwik PRO finden. Selbst Profis im Analytics-Bereich missverstehen oder verwenden sie austauschbar. Die deutschen Namen: Absprungrate und Ausstiegsrate sagen auch nicht viel über die feinen Unterschiede zwischen beiden Kennzahlen aus.
In diesem Artikel erfahren Sie mehr darüber, wie die Bounce Rate und die Exit Rate voneinander abweichen und wie Sie die beiden Metriken richtig interpretieren und optimieren.
Bounce Rate – Definition
Die Bounce Rate ist eine Standardmetrik unter vielen, die das Besucherverhalten in Analytics Reports beschreiben. Sie zeigt das Verhältnis zwischen den Einstiegen und Absprüngen auf einer Webseite.
Ein Absprung (Bounce) findet statt, wenn eine Session auf einer Webseite anfängt und auf dieser auch wieder endet. Der Besucher ruft nur eine Seite auf und verlässt sie, ohne zuvor mit der Website zu interagieren. Die Bounce Rate messen Sie also auf der Sessionebene.
Die Formel, mit der Sie die Metrik berechnen, sieht aus, wie folgt:
BR = Bounce Rate
GzAbs = Gesamtzahl der Absprünge
GzS = Gesamtzahl der Sitzungen, die auf der Website begonnen haben
Die Bounce Rate hilft Ihnen, das Interesse der Besucher an Ihrer Website zu messen. Je höher die Bounce Rate ist, desto eher deutet dies auf ein technisches Problem oder eines mit dem Inhalt. Eine hohe Bounce Rate bedeutet aber nicht immer, dass Sie Grund zur Sorge haben sollten. Wir erklären dies später genauer.
Exit Rate – Definition
Zu einem Exit (Ausstieg) kommt es, wenn ein Besucher Ihre Website auf einer Seite verlässt, aber zuvor andere Seiten innerhalb derselben Session besuchte. Die Exit Rate ist seitenbezogen und beschreibt die Anzahl der Ausstiege von einer Seite geteilt durch die Gesamtzahl der Aufrufe dieser Seite.
Die Exit Rate Formel:
ER = Exit Rate
GzAus = Gesamtzahl der Ausstiege
GzSA = Gesamtzahl der Seitenaufrufe auf der Website
Wie bei der Bounce Rate interpretieren Sie die Exit Rate je nach Kontext. In einigen Fällen gibt die hohe Exit Rate Probleme in Ihrem Marketing-Funnel an, in anderen spiegelt sie das gewünschte Verhalten wider. Mehr dazu weiter im Text.
Erfahren Sie auch, wie Sie die richtigen Kennzahlen und Metriken wählen, um das Erreichen Ihrer individuellen Ziele mit Analytics zu beobachten und umsetzbare Erkenntnisse zu gewinnen: 7 Eigenschaften von Webanalyse KPIs für Ihre Website und wie man sie richtig auswählt
Bounce Rate vs Exit Rate – ein Beispiel
Nehmen wir an, zwei Besucher steigen auf der Startseite von Piwik PRO ein.
Besucher 1 verlässt die Website sofort, ohne jegliche Interaktion. Er klickt auf keine Links und ignoriert die Seitennavigation. Besucher 2 klickt auf den blauen Text „Erfahren Sie mehr“ in der unteren linken Ecke des Bildschirms.
Die Startseite hat also eine Bounce und Exit Rate von 50 %. Der Einstieg von Besucher 1 war gleichzeitig sein Absprung (Exit).
Besucher 2 landet auf Seite 2:
Die Bounce Rate liegt jetzt bei 0 %, da kein neuer Besucher einsteigt. Besucher 2 war vorher schon auf einer anderen Seite und fährt seine Suche fort.
Sobald der Besucher eine weitere Seite aufruft, spielt die Bounce Rate, also der Absprung des Users, keine Rolle mehr. Wenn der Nutzer die Seite anschließend nach dem Besuch weiterer Seiten verlässt, befassen wir uns also mit einem Ausstieg.
Auf der Seite 2 klickt der Besucher 2 auf den grauen Button „Kostenlose Core Instanz“. Dementsprechend liegt neben der Bounce Rate auch die Exit Rate bei 0 %.
Auf Seite 3, wo der Besucher 2 sich für den kostenlosen Piwik PRO Core Plan registrieren kann, springt er ab. Hier, wie bei Seite 2, sprechen wir über die Exit Rate und nicht über die Bounce Rate. Die Exit Rate für Seite 3 liegt also bei 100 %.
Wie Sie die Bounce Rate und Exit Rate richtig interpretieren und verbessern
Bounce Rate
Der Grund für einen Absprung und erhöhte Bounce Rates führen wir meist auf irrelevanten Content zurück. Aber, inhaltsstarke Webseiten, wie etwa ein Artikel in einem Unternehmensblog, haben ebenfalls eine hohe Bounce Rate.
Vielfach kommt der Besucher über eine Suchmaschine auf die Seite. Da er dort die Antworten auf seine Fragen findet, klickt er sich nicht zum nächsten Eintrag durch. In diesem Fall interpretieren Sie eine hohe Bounce Rate nicht unbedingt als negativ.
Es lohnt sich aber, andere Daten wie die Verweildauer auf der Seite zu analysieren und mit der Bounce Rate zu vergleichen. Überprüfen Sie auch, ob Sie dem Besucher zusätzlichen Content durch weiterführende Links anbieten.
Mehr Informationen darüber, wie Sie Ihre Website herausragend gestalten, finden Sie hier: Wie Sie die User Experience mit Web Analytics verbessern
Eine hohe Bounce Rate bei einer Homepage oder Landing Page veranlasst zu einer genaueren Analyse. Es deutet darauf hin, dass die Seiten das Ziel verfehlen, den User weiter in den Sales-Funnel zu leiten.
Analysieren Sie ebenfalls andere Informationen, z. B. Besuchsquelle und die Schlüsselwörter, die der Besucher wählte, um auf die Seite zu gelangen. Wenn diese Besuche „zufällig“ sind, ist eine hohe Absprungrate ein natürliches Phänomen. Wenn die Besuchsquellen und genutzte Schlüsselwörter mit Ihrer Marketingstrategie übereinstimmen, untersuchen Sie die Seiten hinsichtlich folgender Punkte:
- Lange Ladezeiten
- Falsche Anpassung des Seiteninhalts an die Abfrage (Search-Intent)
- Fehlerhafte interne Verlinkung
- Fehlende CTA-Buttons
- Unübersichtliche Navigation
- Hoher Werbeanteil
- Schwache Struktur der Inhalte
- Proportional hoher Anteil von Sound und Video
- Obligatorische Registrierungen / Eingabe persönlicher Daten
- Qualitativ schwache Inhalte / veralteter Content
Manchmal erwarten Sie, dass bestimmte Seiten Umsatz bringen, aber sie schneiden schlecht ab, weil sie selbst oder die Webseiten, die zu ihnen führen, hohe Bounce Raten verzeichnen. Avinash Kaushik, ein Analytics Experte aus Amerika, schlägt in diesem Fall drei Maßnahmen vor:
- Sehen Sie sich den Bericht über die Top Entry Pages und die Bounce Rate für jede Seite an. Sie finden die „niedrig hängenden Früchte“. Es sind Seiten, die Ihre Haupteinstiegspunkte sind, aber die Besucher abspringen lassen, anstatt sie einzuziehen. Das können Landing Page, Produktseiten, umsatzfördernde Seiten oder technische Supportseiten sein. Verbessern Sie diese zuerst.
- Sehen Sie sich den Bericht über die am häufigsten besuchten Seiten und ihre Bounce Raten an. Auch diese sollten die Besucher anlocken und nicht abstoßen. Jede Korrektur hier verbessert Ihren ROI.
- Wenn Ihre Website den Traffic gut annimmt, erkennen Sie Ihre wichtigsten „umsatzbringenden Seiten” und beobachten Sie regelmäßig ihre Bounce Raten.
Lesen Sie auch Kaushik’s Artikel darüber, wie Sie Webseiten mit hoher Bounce Rate und geringer Conversion verbessern.
Exit Rate
Eine hohe Exit Rate bedeutet nicht sofort, dass Sie Probleme haben. Ihre Besucher verlassen die Website aus verschiedenen Gründen.
Sie sehen etwa eine Werbung, klicken sie an und kommen auf ihre Landing Page, die sie dazu auffordert, einen Newsletter zu abonnieren oder eine Datei herunterzuladen. Wenn die Besucher diese Aktionen ausführen, gehen sie zur Dankeseite über. Diese Seite weist natürlich eine hohe Exit Rate auf.
Es ist auch kein Grund zur Sorge, wenn Sie ein Blogpost in mehrere separate Unterseiten aufteilen und die letzte Seite eine hohe Exit Rate hat. Der Besucher schaffte wahrscheinlich, den gesamten Artikel zu lesen, bevor er die Website verlässt.
Daher bewerten sie die Seiten mit einer hohen Exit Rate immer in ihrem Kontext. Um diesen Vorgang zu erleichtern, überlegen Sie bereits beim Aufbau der Webpräsenz, welche Seiten sich für einen Ausstieg eignen und welche nicht.
Eine Produktseite mit sorgfältig platzierten CTAs verzeichnet normalerweise keine hohe Exit Rate. Hier besteht die Aufgabe darin, die Seite im Hinblick auf die oben genannten Punkte zu analysieren.
Eine hohe Exit Rate kann auf Probleme in Ihrem Marketing-Funnel hindeuten. Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
→ Wo klemmt’s? Fehler im Funnel erkennen und optimieren
→ User Flow Optimieren – Mit diesen 3 Reports zum Erfolg
Fazit
Obwohl die Bounce- und Exit Rate grundsätzlich dieselben Aspekte betreffen, unterscheiden sie sich im Detail voneinander. Es ist wichtig, diese Unterschiede zu verstehen und während Ihrer Analyse richtig umzusetzen.
Eine hohe Bounce- oder Exit Rate wirken sich nicht immer negativ auf die Website Performance aus. Es kommt darauf an, für welches Ziel Sie die Webseite anwenden.
Legen Sie eine Liste mit allen Seiten an, bei denen Sie keine oder eine letzte durchgeführte Interaktion beabsichtigen. Wenn diese Seiten eine hohe Bounce oder Exit Rate aufzeigen, benötigen Sie nicht direkt einzugreifen.
Falls Sie auf den anderen Webseiten viele Besucher verlieren, analysieren Sie, was die Nutzer dazu bewegt und leiten Sie Gegenmaßnahmen ein.
Wenn Sie mehr über Analytics Plattformen erfahren möchten, die Ihnen helfen, Ihren Webverkehr zu erforschen, lesen Sie unsere Artikel und Vergleiche:
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